Das Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 8. Die Raubkriege Ludwigs Xiv. 1 i
Gewaltsame Besetzung dieser bei Widerstreben der geschädigten Besitzer durch Ludwig. Beraubt werden ausser deutschen Fürsten, wie der Herzog von Würtemberg (Mömpelgard), auch auswärtige, wie Karl Xi. von Schweden (Pfalz-Zweibrücken).
2) 1681 rücken französische Truppen mitten im Frieden 1681 in Strassburg ein (Verrat des Bischofs Franz Egon v. Fürstenberg. Bestechung und Einschüchterung der Ratsherren) und nehmen die Stadt für Frankreich in Besitz.
3) Bei Erlöschen der pfalz-simmerschen Linie der Wittelsbacher erhebt 1685 Ludwig für die Schwester des verstorbenen Kurfürsten, seine Schwägerin Elisabeth Charlotte (,,die Liselotte“) von Orleans, Anspruch auf die linksrheinischen pfälzischen Besitzungen (trotz Erbschaftsverzichts der Prinzessin bei ihrer Verheiratung!). Gefahr gewaltsamer Besitznahme der Pfalz durch Ludwig
B. Bund gegen Ludwig. Einspruch des Kaisers gegen den frechen Länderraub. Fruchtlose Verhandlungen zu Frankfurt a. M., doch trotz allgemeiner Empörung und Kriegsstimmung bei mangelhaften Rüstungen vorläufig kein Krieg (auch der Grosse Kurfürst, der, verstimmt über des Kaisers Treulosigkeit, sich von diesem ab und Ludwig zugewendet hatte, rät angesichts der Lage vom Kriege ab). Der Kaiser muss, durch einen 1683 neu ausbrechenden Türkenkrieg (s.
§ 9) im eigenen Lande bedroht, 1684 einen 20jährigen Waffenstillstand willigen, der Ludwig vorläufig im Besitz der Reunionen und des geraubten Strassburg belässt. Erst bei Bedrohung der Pfalz kommt 1686 auf Betrieb des neuen Kurfürsten der Pfalz (des Kaisers Schwiegervater) ein kräftiger Bund gegen Ludwig zu stände. Das Augsburger Bündnis wird zwischen dem Kaiser und mehreren Reichsständen (unter ihnen der Grosse Kurfürst) abgeschlossen, das sich später durch Beitritt anderer Mächte, insbesondere Hollands und Englands, zu einer grossen europäischen „Allianz“ erweitert.
C. Kriegs vorwand. Ludwig setzt durch Bestechung die Wahl des französischen Parteigängers, des Kardinal-Koadjutors Wilhelm Egon von Fürstenberg (Bruder des Verräters von Strassburg), zum Erzbischof von Köln durch. Kaiser und Papst bestätigen dagegen die Wahl des in der Minderheit gebliebenen Bruders des Kurfürsten von Bayern, der auch schliesslich das Domkapitel zustimmt. Fürstenberg behauptet sich mit französischer Hilfe. Ludwig erklärt den
Schultz, Neuere und neueste Geschichte. 9
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B. Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig C. Ludwig Wilhelm_Egon_von_Fürstenberg_( Wilhelm Ludwig Schultz
20 Zeitalter Ludwigs Xiv. —
Io. Ludwigs Xiv. Alleinherrschaft.
io. Frankreich unter Ludwigs Xiv. Alleinherrschaft.
I. Der Hof. i. a) Der König, erfüllt von dem Bewusstsein seines göttlichen Berufes, ist als Selbstherrscher sein eigner Kanzler, auch selbst fleissiger Arbeiter. Sein Wille allein massgebend, auch in privaten Angelegenheiten seiner Unterthanen; b) Bei den Untergebenen vielfach freiwillige Hingabe an die Sache und die Person des Königs-, bei nicht wenigen jedoch knechtische Furcht und Liebedienerei: der König als Halbgott verehrt, c) Der Adel wird immer mehr an den Hof gezogen und bildet die Umgebung des Thrones. (Schwindende Zahl der auf ihren Gütern ansässigen Edelleute), d) Einfluss der Frau von Maintenon, Ludwigs zweiter Gemahlin, auch in staatlichen und kirchlichen Dingen (Jesuiten). 2) Hauptresidenz das Schloss von Versailles, auf dessen Bau und Schmuck (Gärten mit den berühmten Wasserkünsten, der Gartenkünstler Le Not re) ungeheure Summen verwendet werden. Auch T r ianon und Marly Ludwigs Schöpfungen; ausserdem Vergrößerung des Louvre und dertuilerien zu Paris und des Schlosses von Fontainebleau. 3) Glänzender Hofhalt, aber steife Pracht (Rokoko) und strenges (spanisches) Hofceremoniell. Bei äusserer Ehrbarkeit sittliche Fäulnis.
Ii. Die Räte des Königs. 1. Colbert schafft Missbräuche in der Verwaltung ab (Bestrafung der Erpresser) und sucht eine gerechtere Besteuerung einzuführen Als Finanzminister a) steigert er die Staatsein nahmen zu glänzenden Erträgen (später freilich bei den vielen Kriegen und dem kostspieligen Hofhalt für die Bedürfnisse nicht mehr ausreichend), b) befördert er den Gewerbefleiss durch Einführung neuer Gewerbszweige, (die venetianische Spiegel- und Spitzenverfertigung, die englische Strumpfwirkerei, die niederländische Tuchweberei. Berühmt die französischen Gobelins. Die Porzellanfabrik zu Sevres.). Das von ihm befolgte Merkantilsystem erleichtert die Einführung von Roherzeugnissen, die dann nach Verarbeitung zu gesteigerten Werten wieder an das Ausland abgegeben werden (Schutzzollsystem, dem Gewerbe zu gute kommend), c) hebt er den Handel durch Anlegung von Strassen und Kanälen (der Kanal von Languedoc verbindet mittelländisches Meer mit
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22 Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 11. Der spanische Erbfolgekrieg.
Horaz (Satire), wie vermöge seiner ,,1’art poetique“ der französische Aristoteles.* Iii. Fabel und Erzählung: Lafontaine, Fenelon (sein „Telemach“ in usum Delphini geschrieben). Iv. Beredsamkeit und Geschichtsschreibung: Der Kanzelredner Bossuet Verfasser eines Werkes
über die Weltgeschichte. B. Architektur. Ausbildung des Rokokostiles im Anschluss an die Spätitaliener. C. Malerei. Nie. Poussin (historische Landschaft), Claude Lorrain (der Lothringer Gelee, Abend und Morgen in der Dresdener Galerie), Le Brun (Geschichtsmaler).
V. Ergebnis. Frankreich am Ende des 17. Jahrh, gross und glänzend, erste festländische Macht Europas. Ludwigs Hof Vorbild der meisten Fürstenhöfe (vergl. § 1). Einfluss Frankreichs auf Geschmack, Sitte und Anschauung der feineren Gesellschaftskreise.
1701
bis
§ 11. Der spanische Erbfolgekrieg.
1701 —1714.
1714 I. Stammtafel für die Erbfolgeberech-tigung.
Philipp Ii. von Spanien.
Philipp Iii.
Philipp Iv.
Maria Theresia, Gem. Ludwig Xiv. v. Frankreich.
Margareta Theresia, Karl Ii. Gem. Kaiser v. Spanien. Leopold I. f 1700.
I
Ludwig, Dauphin.
Ludwig, Philipp, Hzg. v. Hzg. v. Burgund. Anjou.
Maria Antonia, Gem. Kurfürst Max Emanuel v. Bayern.
I
Joseph Ferdinand, Kurprinz v. Bayern.
t l699-
Anna Maria, Gem. Ludwig Xiii. v. Frankreich.
]
Ludwig Xiv.
Maria Anna, Gem.
Kaiser Ferdinand Iii.
I
Kaiser Leopold, j>. Gem. Pfalzgräfin v. Pfalz-Neuburg.
Joseph (I.), Karl (Vi.).
t i?n-
* Alexandriner! Vgl. Fre-iligrath: „Das ist der Renser nicht, den Boileau gezäumet".
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs C. Claude_Lorrain Le_Brun Ludwigs Philipp_Ii Philipp Philipp_Iii Philipp Philipp_Iv Philipp Maria_Theresia Maria Theresia Ludwig_Xiv Ludwig Margareta_Theresia Theresia Karl_Ii Karl Leopold_I. Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Philipp Philipp Anjou Maria_Antonia Maria Max_Emanuel_v Max Joseph_Ferdinand Ferdinand Anna_Maria Maria Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Maria_Anna Maria Ferdinand_Iii Ferdinand Leopold Leopold Joseph_( Karl_( Karl
Extrahierte Ortsnamen: Dresdener_Galerie Frankreich Europas Ludwigs_Hof Frankreichs Spanien Frankreich Spanien Burgund Bayern Bayern Frankreich Boileau
Vorwort.
Das vorliegende Lehrbuch ist nach den Grundsätzen bearbeitet, wie sie von dem Verfasser in dem „Lehrbuch der Alten Geschichte“ beobachtet worden sind und auch bereits fachmännischerseits (Wochenschrift für klassische Philologie, 1893, S. 1036 ff. und Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen Xlvii, S. 686 ff.) Anerkennung gefunden haben. Für die Auswahl des Stoffes sind folgende Gesichtspunkte massgebend gewesen :
Der Unterricht soll auf der obersten Stufe bis an die Schwelle der Gegenwart führen und den Schüler mit dem ausrüsten, was ihn die Zeit, in der er lebt, und in die er bald mitschaffend als Glied des grossen Staatsganzen eintreten soll, verstehen lehrt. Danach bestimmt sich zunächst der Inhalt. Der Umfang aber darf nach Durchführung der Neuen Lehrpläne ein weiterer sein als es früher verstattet war. Sind doch die Grundzüge des überlieferten Stoffes dem Schüler bereits in den Mittelklassen eingeprägt und auf Sicherheit ihrer Aneignung bei Abschluss des Untergymnasiums geprüft worden. Er muss aber den Anforderungen gegenüber, die die heutige Zeit an jeden Gebildeten stellt, ein weiterer sein. Am weitesten dürfte die Grenze bei der Neuesten Geschichte vorzuschieben sein. Hier ist allerdings der Stoff, den der Verfasser seiner „Geschichte der Neuesten Zeit“ (Berlin, 1891, Verlag von P. Leist, Hofbuchhändler Sr. Majestät des Kaisers und Königs) zu Grunde gelegt hat, erheblich beschränkt worden (ein Umstand, weswegen er das Buch, das auch in Schülerkreisen Eingang gefunden hat, auch jetzt noch als Lesebuch gern in den Händen der Schüler sehen möchte); dennoch ist hier die Grenzlinie weiter gezogen worden, als es sonst zu geschehen pflegt. Darf doch der Schüler, wenn der Lehrer selbst Bedenken trüge, den Unterricht weiter fortzuführen, von seinem Lehrbuche erwarten, dass es ihn in Fragen, die sich ihm in betreff der Gegenwart aufdrängen nicht im Stich lasse.
Die Ausführung muss aber bei einem Lehrbuch für die oberste Klasse mehr, als es sonst erforderlich ist, ins Einzelne
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30
Zeitalter Ludwigs Xiv. — § 12. Der Nordische Krieg.
Siebzehnjährig stürzt er 1689 die Regentin (die in ein Kloster verwiesen wird) und übernimmt selbst die Regierung. Schon 1696 im (venetianisch-österreichisch-polnischen) Türkenkrieg Eroberung von Asow, das ihm 1699 durch den Frieden von Karlowitz (§ 9, Iv.) nebst freiem Handel auf dem Schwarzen Meere zugestanden wird. Anlage von Ta-ganrog.
[Seine Reisen ins Ausland zur Selbstbelehrung 1697 f und 1716 f. In Berlin auf seiner ersten Reise am Hofe Sophie Charlottens, in Holland zu Sa r dam auf einer Schiffswerft arbeitend (Zar und Zimmermann von Lortzing), in England im Verkehr mit Seeleuten, lernt er die Einrichtungen der vorgeschritteneren europäischen Länder kennen und sucht diese auf alle Weise, auch durch Heranziehung von Ausländern, nach Russland zu verpflanzen.]
Eifrige Thätigkeit für Heer und Flotte. Beginn von Reformen auf allen Gebieten (Bau von Strassen und Kanälen, Verbesserung der Rechtspflege und der Verwaltung, Stiftung von Schulen; Abschaffung der Nationaltracht unter Beseitigung der langen Bärte!). Sein Günstling Mentzschikoff (aus niederem Stande — Pastetenbäcker, dann Kammerdiener — von Peter zum Minister erhoben). Widerstand der Altrussen gegen die neuen Einrichtungen.
[Während Peters erster Reise erregt seine Halbschwester Sophie einen Aufstand der Strelitzen, der von ihm nach seiner Rückkehr mit grausamer Strenge unterdrückt wird. Sophie wird in enger Klosterzelle eingeschlossen. Während Peters zweiter Reise Aufstand seines Sohnes Alexei. Nach Misslingen desselben flüchtet Al ex ei, wird aber ergriffen und endet im Kerker.]
Die Absicht, Russland bis an die Ostsee auszudehnen, bewegt Peter zur Teilnahme am Kriege gegen Schweden.
Peter ,,der Grosse“, der Schöpfer russischer Grossmacht. Unbeschränkter Selbstherrscher; auch die Kirche \ on ihm abhängig (der „heilige Synod“ die geistliche Behörde des Zaren; Lösung von Byzanz, Cäsaropapismus). Er stirbt 1725. (Die überstürzte Aufzwingung fremder Kultur bei innerer Unreife für das russische Volk verhängnisvoll!)
Ii. Der Krieg. A. Ausbruch. Die Unterschätzung der Fähigkeiten Karls Xii. erweckt bei seinen Nachbarn den Gedanken, die Macht Schwedens zu zertrümmern, um mit dessen Splittern die eigene Macht zu vergrößern. 1699 Bund Christians V. (später Friedrichs Iv.) von Dänemark, Augusts des Starken von Sachsen-Polen und Peters des Grossen von Russland (Vermittelung Patkuls. S. o. I, C.) teils zur Wiedergewinnung des an Schweden Verlorenen, teils
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Iv. Sophie_Charlottens Zimmermann_von_Lortzing Günstling_Mentzschikoff Peter Peters Sophie Peters Alexei Peter Peter_,,der_Grosse“ Karls Christians_V. Friedrichs_Iv.)_von_Dänemark Friedrichs_Iv. Augusts Peters C.
Extrahierte Ortsnamen: Karlowitz Berlin Holland England Russland Russland Schweden Byzanz Karls Russland Schweden
Neuere Geschichte.
Zweiter Zeitraum.
Vom westfälischen Frieden bis zur grossen französischen Revolution.
1648—1789.
§ 1. Zeitrichtung.
1) Holland und England nehmen durch Handel und überseeische Ansiedelungen einen gewaltigen Aufschwung und entwickeln sich, zumal bei dem Niedergänge Spaniens, zu herrschenden Seemächten. (Zeitweise Vereinigung beider.) Hier gehen aus Stürmen der Revolution im Staatsleben verfassungsmässig geordnete Zustände hervor.
2) Dem entgegengesetzt gelangen im übrigen Europa die Landesherren nach Auflösung des ritterlichen Lehnsverbandes und dem Sinken der Städte (in Deutschland auch infolge der Verleihung der Majestätsrechte an die Kurfürsten und in den protestantischen Ländern auch infolge der Abhängigkeit der Geistlichen von den Landesherren) zu immer selbständigerer Macht. Söldnerheere, seit dem 30jährigen Kriege auf immer längere Zeit geworben, bald nach Frankreichs Vorgang stehend im Dienst („Soldaten“), führen die Kriege der Fürsten, deren Ziele durch fürstliche Hauspolitik bestimmt werden. Vermöge dieser vorherrschenden Zeitrichtung wird der Zeitraum gewöhnlich als das Zeitalter unbeschränkter (absoluter) Fürstenmacht bezeichnet.
Besonders glanzvoll entfaltet sich die unbeschränkte Fürstenmacht in Frankreich unter Ludwig Xiv., dessen Hof Muster und Vorbild aller übrigen Fürstenhöfe wird.
3) Das durch den dreissigjährigen Krieg entkräftete und zerrüttete Deutschland steht im N. den Schweden, im W. den Franzosen, die sich darin eingenistet haben, offen. Das Reich, durch den Verlust mehrerer kräftiger Glieder (Schweiz und Niederlande) geschwächt und durch Verleihung der Landeshoheit an die grossen Reichsfürsten dem Zerfalle nahe,
Schultz, Neuere und neueste Geschichte. i
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36 Preussische Monarchie. — § l Z. Der Grosse Kurfürst.
Diensten. Sein Verdienst vorzugsweise Ausbildung der Reiterei).
In den 70er Jahren auch Gründung einer Flotte, teils zu
Kriegszwecken, teils zum Schutz des Handels und zu selbstständigen Unternehmungen. Der holländische Admiral Raule Leiter des Seewesens. (1677 15 Schiffe.) 3) Festigung der unumschränkten Gewalt des Landesherrn (Übereinstimmung mit der Zeitrichtung! Die neu erworbenen Majestätsrechte des Kurfürsten s. o. Iii.). Dadurch Verschmelzung der auseinander liegenden und so verschiedenartigen Landestheile möglich* (Vgl. u. Viii.)
V. Loslösung von Polen. Die Schwierigkeit, die Belehnung mit (Ost-)Preussen von Polen zu erlangen, ein Antrieb mehr für den Kurfürsten, sich auch hier zum unbeschränkten Herrscher zu machen. Gelegenheit dazu bietet der schwedisch - polnische Erbfolgekrieg. (§ 12. I. A., 2.) Vorsichtig zurückhaltende Politik den beiden mächtigen Gegnern gegenüber. Nach den ersten Waffenerfolgen Karl Gustavs tritt 1656 der Kurfürst (Vertrag zu Marienburg) auf die Seite der Schweden, muss diese aber nun als Lehnsherren anerkennen. In der 3 tägigen Schlacht bei Warschau bereiten Dank brandenburgischer Tapferkeit und Kriegstuchtig-keit die Schweden dem Polenkönige eine schwere Niederlage. Den wertvollen Bundesgenossen auch ferner an seiner Seite zu erhalten, gewährleistet Karl Gustav dem Kurfürsten im
16.6 Vertrage zu Labiau die volle Unabhängigkeit in Preussen
16.7 und Ermeland. Bald darauf (1657) unterhandelt der Kurfurst,
gegen dessen Interessen ein allzu grosses Wachstum Schwedens ist auch von den preussischen Ständen dazu veranlasst, mit Polen, das ihm zu Wehlau gegen Rücktritt vom Bunde mit Schweden auch seinerseits die volle Landeshoheit in Preussen zusagt.-Der Kurfürst, nunmehr auf Polens Seite getreten, schliesst
16.8 sich 1658 dem Mächtebund gegen Schweden an (§ 12, I. A., 2).
Brandenburgische Truppen fechten an der Seite kaiserlicher
Hülfsvölker bei Ny borg (auf Fünen). Der Friede zu Oliva
l66o erkennt 1660 die volle Landeshoheit des Kurfürsten in Preussen an.
Vi Krieg gegen Frankreich und Schweden.
Bei Beginn des Krieges Ludwigs Xiv. gegen Holland (2.
* Befördert auch durch Versendung von Beamten aus dem einen Landes-
leil in,*'Bündnisnauch mit (Kaiser) Leopold für den der Kurfürst mit seiner Kurstimme eintritt.
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Extrahierte Personennamen: Admiral_Raule Karl_Gustavs Karl Gustavs Karl_Gustav Karl Gustav Ludwigs Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Marienburg Schweden Warschau Schweden Preussen Schwedens Schweden Preussen Polens Schweden Preussen Frankreich Schweden Ludwigs_Xiv Holland
Preussische Monarchie. — § 13. Der Grosse Kurfürst.
37
Raubkrieg § 8, Iii.), 1672, ist Brandenburg bereits eine Ausschlag gebende Macht. Ludwig bewirbt sich beim Kurfürsten um Bundeshilfe und verlangt nach deren Verweigerung wenigstens Parteilosigkeit. Der Kurfürst schliesst sich dagegen Holland an (Verwandtschaft mit den Oraniern), muss aber
1673 den Separatfrieden von Vossem eingehen. Schon
1674 tritt er als Reichsfürst wieder in den Krieg ein. Der Einfall der Schweden in die Mark führt ihn vom rheinischen Kriegsschauplatz fort.
[Einbruch der Schweden von Pommern und Mecklenburg aus in die Ucker- und Mittelmark. Plünderung und Verwüstung des Landes wie im 30jährigen Kriege. Zusammenschluss der Bauern unter Fahnen mit der Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm gnädigsten Kurfürsten mit unserem Blut.“ Der Kurfürst, von Franken nach Magdeburg geeilt, zieht mit 5600 Reitern und 13 Geschützen ins Havelland; Iooo Mann Fusssoldaten folgen in 146 Wagen.]
1675. Überrumpelung Rathenows.
[Die Offiziere der Besatzung vom Landrat von Briest zur Tafel geladen. Brandenburgische Soldaten erhalten, als Schweden verkleidet, mit der einem Schweden abgepressten Losung Einlass. Derfflinger dringt nach Niedermetzelung der Wache in die Stadt.]
Dadurch Teilung der schwedischen Heerhaufen. Verfolgung des linken Flügels durch den Kurfürsten und Derfflinger bis zum Rhyn.
[Der Prinz von Hessen-Homburg („Der Landgraf mit dem silbernen Bein“) beauftragt, die Flüchtigen aufzuhalten, lässt sich wider den Befehl bei Hakenberg (unweit Fehrbellin) in ein Handgemenge ein. Erzählung von dessen nachheriger Verurteilung zum Tode, benutzt von Heinrich v. Kleist für sein Drama „Der Prinz von Homburg“.]
18. (28.) Juni 1675 Schlacht bei Fehrbellin.
[Der Kurfürst eilt dem bedrängten Prinzen zu Hilfe. Besetzung eines das seid beherrschenden Hügels auf Befehl des Kurfürsten und tapfere Verteidigung durch Derfflingers von den Pferden absitzende Dragoner, unter wirksamer Anwendung der brandenburgischen Geschütze. Gefahr des Kurfürsten im Handgemenge (Erzählung vom Stallmeister Froben, der sein Ross mit dem Schimmel des Kurfürsten vertauscht und fällt). 5600 Reiter mit *3 Geschützen halten den 11 000 Schweden (7000 zu Fuss) mit 38 Geschützen stand und erringen einen glänzenden Sieg.]
Die glänzende Waffenthat gegen die kriegstüchtige und bisher unbesiegte Grossmacht reiht die brandenburgisch-preussische Monarchie selbst unter die Grossmächte ein. Fortsetzung des Kampfes gegen Schweden. (Geringe Unterstützung vom Reich und von den Dänen. — Schon 1675 Wolgast genommen.) 1678—1679 Vertreibung der Schweden aus Vor-Pommern.
[Stettin (Spottbild eines Schneiders mit Schere zur Verhöhnung Derfflingers von den Belagerten aus der Festung herausgehängt)- Greifswald,
8. (28.) Juni
1675
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Rathenows Heinrich_v Heinrich Schneiders
4 Die englische Staatsumwälzung. — § 2. Die Anfänge der Bewegung.
1628
1629
bis
1640
1640
Regierungszeit). Das eintretende Geldbedürfnis treibt, zumal bei den erfolglos geführten Kriegen, die Regierung zu eigenmächtigen Steuererhebungen. Das Parlament bringt 1628 die „Bitte um Recht“ (Petition of right) ein, durch die der Bürger vor willkürlicher Verhaftung und Eintreibung nicht bewilligter Steuern geschützt werden soll, und dringt dem König die Bestätigung ab. (Eins der Grundgesetze der englischen Verfassung). Der leidenschaftlich erregten Volksstimmung fällt Buckingham zum Opfer (Ermordung zu Portsmouth, wo er die Rüstungen zum Entsatz von La Rochelle betrieb).
Iii. Die parlamentlose Regierung. 1629—1640. Der staatskluge und von guten Absichten geleitete, aber ehrgeizige Graf Strafford nimmt, von der Opposition zum König übergetreten, die Staatsleitung in die Hand und regiert 11 Jahre ohne Berufung des Parlaments.
Zugleich macht der starrköpfige und engherzige Laud, Erzbischof von Canterbury, die Allmacht des Staates auch auf kirchlichem Gebiete geltend und sucht die Kirchenein heit mit Gewalt durchzuführen.
Beide stossen auf Widerstand.
Die eigenmächtige Auflegung des „Sch iffs gelde s“ (sonst nur von der Küstenbevölkerung erhoben) erzeugt Erbitterung. (John Hampdens Zahlungsweigerung und Einspruch. Versuche der Auswanderung.)
Ausbruch der Empörung in Schottland.
Die von Laud angeordnete Einführung des anglikanischen Gottesdienstes wird als Rückkehr zum Papsttum betrachtet. Störung des Gottesdienstes im Dom zu Edinburgh. Zusammentritt des Adels, der Priesterschaft und der Städte zu gemeinsamer Abwehr. Die revolutionäre Regierung des „Kovenant“ nimmt die Leitung der Dinge in die Hand.
Iv. Wiedereinberufung des Parlaments. Bei
drohendem Angriff der Schotten beruft Karl 1640 zur Bewilligung der Kriegskosten wieder ein Parlament („das kurze ). Baldige Auflösung dieses bei mangelnder Willfährigkeit. Das aus den Neuwahlen hervorgegangene neue Parlament („das lanae“) zählt unter seinen Mitgliedern die heftigsten Gegner der Regierung (Hampden, Pym, Cromwell) und beginnt seine Thätigkeit mit der Anklage Straffords wegen Hochverrats Dessen glänzende Verteidigungsrede im Oberhause und endliche Verurteilung zum Tode (nur vermöge eines
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Extrahierte Personennamen: Strafford von_Canterbury John_Hampdens Karl Karl Cromwell
Die englische Staatsumwälzung. — § 3. Die Beseitigung des Königtums. 5
Ausnahmegesetzes, das vom Unterhaus eingebracht wird, unter dem Druck der aufgeregten Volksstimmung durchgesetzt. Der König * muss das Urteil bestätigen). Auch Laud wird eingekerkert und später hingerichtet.
Bei weiteren Zerwürfnissen sucht Karl, um seine Gegner zu trennen, in Schottland durch Gewährung der begehrten weltlichen und kirchlichen Rechte seine Volkstümlichkeit wieder herzustellen und nimmt den Kampf mit dem englischen Parlamente auf.
§ 3. Die Beseitigung des Königtums.
(Erste englische Staatsumwälzung.)
I. Der Bruch mit dem König. Aufregung in England durch die Nachricht von der Ermordung von Protestanten in Irland. Der Verdacht der Anstiftung wird auf den König und seine katholische Gemahlin gewälzt. Zum Schutz des Parlamentes treten bewaffnete Vereine zusammen. Das imtner kühner werdende Parlament fordert von Karl Verzicht auf seine wesentlichsten Machtbefugnisse, sogar auf die freie Verfügung über das Kriegsheer. Die Ablehnung dieser Forderungen sowie die Verhaftung der heftigsten Wortführer ruft Strassenunruhen hervor. Entstehung eines Parlamentsheeres. Der König verlässt die Hauptstadt und sammelt seine Getreuen (Kavaliere) zu York. Auch das Parlament und seine Anhänger (Rundköpfe) rüsten. Diese dem König durch Geldmittel und den Besitz der Flotte überlegen, doch zurückstehend an Reiterei.
Ii. Der Bürgerkrieg. Führer des Parlamentsheeres Graf Essex (,,im Namen des Königs“ vom Parlament gewählt!), des königlichen Ruprecht von der Pfalz, Karls Neffe. Das englische Volk verbindet sich mit dem schottischen. Die Episkopalkirche wird gestürzt. Mit der politischen geht eine kirchliche Bewegung Hand in Hand, die nach und nach immer radikaler wird (Independenten) und sich endlich zu phantastischen Zielen verirrt (die „Levellers,“ d. i. Gleichmacher). Die Reiterei Ruprechts, anfangs siegreich, muss bald den Reiterscharen, die Crom well ausgebildet und mit religiösem Fanatismus erfüllt hat,** weichen. 1645 wird Karl durch £ airfax (ein Geschöpf Cromwells, das durch
Diesem gegenüber wird der staatsrechtliche Grundsatz geltend gemacht . Der König kann nicht unrecht thun (the king can't do wrong).
** ,,ironsides“ d. i. „Eisenseiten“.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schottland England Irland Graf_Essex Karls Cromwells